Kieselrotsanierung Marsberg
Historie
Die ehemalige Stadtberger Kupferhütte liegt in Nordrhein-Westfalen im östlichen Teil des Hochsauerlandes am Ortsrand der Stadt Marsberg. Die Kieselrotsanierung Marsberg umfasste die Flächen in Niedermarsberg zwischen der Mühlenstraße und dem Bach „Glinde“ auf dem Gelände der ehem. Stadtberger Hütte – auch bekannt als Leuchtenglashütte.
In den Jahren 1937 bis 1945 sind bei der Kupferproduktion der Stadtberger Hütte rotbraune Schlackerückstände angefallen, heute unter dem Namen Kieselrot bekannt. Weiterhin sind bei der damaligen Verhüttung die Rauchgase durch einen unterirdischen Fuchs auf den gegenüber liegenden Berg abgeleitet worden. Hierdurch ist es dann durch den Flugstaub auf den Wiesen zu einem erheblichen Sterben bei den Tieren im Umfeld der Hütte gekommen.
Die Schlacke war bei der Aufbereitung der sulfidisch gebundenen, kohlenstoffreichen Erze nach dem „Röstlaugeverfahren“ entstanden. Mit diesem damals neuen Verfahren der chlorierenden Röstung war der stillgelegte Kupferbergbau in Marsberg in den Jahren 1936 bis 1945 wieder aufgenommen worden.
Aufgrund seiner gleichförmigen Korngröße und seiner Stabilität wurde die rote Schlacke als Baustoff für die Tennen Beläge von Sportplätzen sowie auf Wegen eingebaut.
Im Jahr 1991 wurden im Rahmen von Untersuchungen an Spiel- und Sportplätzen in Tennenbelägen von Tennenplätzen Dioxingehalte in teilweise extremer Höhe festgestellt. Hierbei handelte es sich um die rote Schlacke aus dem Tagebau in Marsberg.
Das war der Start zum großen Dioxin Skadal in NRW. In der WDR-Mediathek wird ausführlich über Marsberg berichtet.
Untersuchungen und Gefährdungsabschätzung
Im Umfeld des Schornsteins zeigte die Gefährdungsabschätzung, dass im Boden PCDD/F‑Konzentrationen (Dioxin) zwischen 20.000 und 733.000 ng ITE/kg anstanden, lokal sogar bis in Tiefen von ca. 5 m PCDD/F-Konzentrationen bis 1.100.000 ng ITE/kg. Oberflächennah lagen die Konzentrationen für Kupfer im Boden zwischen 230 und 7.900 mg/kg und die Konzentration für Zink lag bei max. 21.000 mg/kg.
Im benachbarten Wohngebiet schwankten die PCDD/F-Belastungen in den oberen 35 cm des Bodens zwischen 1.000 und 290.000 ng I-TE/kg.
Kieselrotsanierungen in Marsberg
Auf Grund der exttrem hohen Dioxin-Kontaminationen durch Kieselrot und Flugstaub sowie der unterschiedlichen Schadesnbereiche (Umfeld von Eres- und Wulsenberg, im Bereich des Schornsteins, im Fuchs sowie auf dem Hüttengelände und im nahegelegenen Wohngebiet) wurde die Kieselrotsanierung Marsberg in 2 Phasen nacheinander durchgeführt.
Kieselrot lagerte in Marsberg auf einer Fläche von ca. 4,7 ha. Insgesamt wurden ca. 37.000 m3 Kieselrot umgelagert. Der mit Dioxin kontaminierte Fuchs musste in sehr steiler Lage und unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen auf einer Länge von 330 m vorsichtig abgebrochen und und der hoch belastete Flugstaub separiert werden.
Phase 1:
In der 1. Sanierungsphase wurde in den Jahren 2000 / 2001 die Kieselrotsanierung im Tagebau, der Bergstation in Obermarsberg, am Fuch auf dem Wulsenberg und des Friedrichstollens durchgeführt. Bei der Sanierung des Fuchses wurde der dort anstehende hoch kontaminierte Flugstaub aus dem gesamten Fuchs am Hang des Wulsenberges und unter der Mühlenstraße ausgebaut.
Bei einem Schurf 0,5 m neben dem Fuchs wurde in 0,25 m unter GOK eine PCDD/F-Konzentration von 1.300.000 ng I-TE/kg TS und im Bereich des Schornsteins wurde bei oberflächennah anstehenden Staubpartikeln eine PCDD/F-Konzentration von 3.700.000 ng I-TE/kg TS ermittelt.
Phase 2:
In der 2. Sanierungsphase 2004 wurde der Glindegrund und das angrenzende Wohngebiet saniert.
Beim Ausbau des Bodens im Umfeld des Schornsteins wurden im Untergrund mehrere Ziegelbecken gefunden, die hochkontaminierten Flugstaub in pastöser Form enthielten. In diese Becken soll nach Angaben von Zeitzeugen der Schlamm aus einer Zentrifuge der Rauchgasreinigung eingebracht worden sein. Beim Aushub in einer Teilfläche wurde parallel zum Hüttengebäude ein gemauertes Becken für Flugstaub gefunden. Es enthielt pastösen Filterstaub mit einer rot/braunen/violetten Farbe. Die PCDD/F-Konzentration des Flugstaubs betrug 3.331.100 ng ITE/kg TS. Die Abmessungen des Beckens betrugen 2,6 m x 9,0 m.
Im Wohngebiet wurde auf einer Fläche von ca. 1.000 m² ein schwermetallhaltiger ockerfarbener pastöser Boden mit einem Arsengehalt von 2.600 mg/kg angetroffen (Foto unten). Beim „Ocker-Boden“ handelte es sich um Rückstände aus der Wasserreinigung des ehemaligen Hüttenbetriebes. Im Prozesswasser gelöste Schwermetalle, insbesondere Arsen wurden dabei, wie üblich, als Sulfide ausgeflockt. Dabei bildete sich vor allem das Sulfid des dreiwertigen Arsens (Diarsentrisulfid As2S3), dass unter der Bezeichnung „Auripigment“ früher als Malerpigment verwendet wurde und wegen seines goldgelben (namengebenden) Farbtons unverkennbar ist. Die Hauptmatrix der Substanz besteht jedoch aus Eisenoxid bzw. Eisenhydroxid (Goetheit FeO.OH) und bildet ockergelbe Farbkörper (Malerocker, sogen. Amberger Gelb), die je nach Arsengehalt dem Material einen mehr oder weniger goldgelben Farbton aufprägen.
Die Untersuchungen und Sanierungen in Marsberg wurden im Zeitraum von von 1996 bis 2007 durchgeführt. Die gutachterlichen und ingenieurtechniuschen Untersuchungen, Planungen und die Bauüberwachung wurde durch unsere Ingenieurgesellschaft durchgeführt.
Projektmanagement
Von der DTCOM GmbH (früher Namen FOCON GmbH) wurden im Rahmen der Kieselrotsanierung Marsberg in 9 Jahren u.a. die nachfolgenden Leistungspakete erbracht:
- Gefährdungsabschätzungen
- Sanierungskonzepte
- Sanierungspläne
- Ausschreibungen
- Bauüberwachung
- Sicherheitskoordination
- Nachsorge
- Öffentlichkeitsarbeit
- Projektkommunikation
Zu unseren Aufgaben gehörten neben der gutachterlichen und ingenieurtechnischen Begleitung auch die Steuerung des Projektes.
Sprechen Sie uns an:
Email: info@dtcom-consult.de