Interaktives Dioxin Seminar
Untersuchung, Wirkungspfade, Sanierung und rechtliche Aspekte
Das Seminar „Dioxin in der Umwelt“ findet am 07.Oktober beim Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft BEW statt. Es folgt dem Prinzip eines Erfahrungsaustausches zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Referenten. Aktive Lösungsansätze und ein neuer Erkenntnisgewinn stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Veranstaltungsleiter ist Herr Dr. Dreschmann von der DTCOM GmbH.
Dioxine
Polychlorierte Biphenyle (PCB) gehören zu einer chemisch ähnlich aufgebauten Stoffgruppe, die insgesamt 209 Kongenere umfasst, von denen 12 Kongenere dioxinähnliche Eigenschaften (dioxin-like- PCB – dl-PCB) haben.
Aufgrund der gleichen humantoxikologischen Wirkung werden Dioxine und dl-PCB häufig gemeinsam bewertet.
Die Halbwertszeiten von Dioxinen und PCB in Böden variieren zwischen 6 Monaten und mehreren Jahrzehnten.
Dioxin- und dl PCB-Funde (dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle) sind immer noch ein großes Problem für die Umwelt. In der Vergangenheit sind große Dioxinsanierungen durchgeführt worden z.B. Kupferhütte Marsberg, Kupferhütte Ilsenburg, Chemiekonzern Boehringer und die zahlreichen Kieselrotsanierungen auf Sportanlagen, Kinderspielplätzen, Bolzplätzen, Wegen und Flächen.
Dioxine sind eigentlich immer unerwünschte Nebenprodukte. Sie entstehen, wenn bei Verbrennungsvorgängen um die 300 bis 400 Grad die sogenannten Halogene, wie zum Beispiel Chlor und organischer Kohlenstoff dabei sind, etwa bei der Müllverbrennung, Metallverarbeitung und Waldbränden. Dioxin in der Umwelt belastet die Menschen.
Dioxine/Furane treten nicht natürlich auf, sondern z.B. ungewollt als Nebenprodukt bei chemischen und thermischen Prozessen, an denen Halogenverbindungen beteiligt sind. So sind sie in PCB und PCP und bei Beteiligung chlorierter Materialien an Rußpartikel gebunden in Brandrückständen enthalten.
PCDD/F sowie dl-PCB können akneartige Hautveränderungen, Störungen hormoneller Systeme, Beeinträchtigungen des Immunsystems und der Fortpflanzungsfähigkeit des Menschen sowie vorgeburtliche Schädigungen auslösen. Außerdem können einige dieser Stoffe Krebs beim Menschen verursachen.
Die WHO hat als tägliche tolerierbare Aufnahme eine Spanne von 1 bis 4 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht ermittelt und empfiehlt, dass aus Vorsorgegründen ein Wert unter 1 pg WHO-TEQ pro Kilogramm Körpergewicht und Tag angestrebt werden soll. Dies entspricht auch den Aussagen des Umweltbundesamtes (UBA 2019).
Dioxin in der Umwelt
Auch heute gibt es im kommunalen und industriellen Bereich zahlreiche Gelände und Flächen die mit Dioxin kontaminiert sind. Erst wenn eine neue Nutzung dieser Flächen ansteht, werden diese untersucht und Sanierungskonzepte erstellt. Anschließend wird die umfangreiche Sanierung durchgeführt. Auch in Naturschutzgebieten hat man hohe Dioxin Belastungen gefunden.
Oft wissen die Beteiligten und Betroffenen das Dioxin im Boden ansteht, aber es wird nur in aktuellen Fällen erste Schritte eingeleitet. Insbesondere wenn die Presse und Öffentlichkeit involviert ist, wird mit den Projekten begonnen. Dioxin Untersuchungen und Sanierungen sind sehr teuer und in einigen Fällen in Bezug auf die Problematik sehr umfangreich.
Wirkungspfade
Durch die Belastung der Umwelt wird auch die Nahrungskette belastet. Der Aufnahmepfad aus dem Boden über die Wurzeln in Pflanzen spielt auf Grund der lipophilen (fettlöslichen) Eigenschaften von Dioxinen und dl-PCB nach Angaben des UBA 2019 eine untergeordnete Rolle. Von den Gräsern selbst wird kein Dioxin aufgenommen.
Dioxine befindet sich im Prinzip überall: im Boden, Wasser und in der Luft. Die Konzentrtionen schwanken bei den Medien sehr stark. Zu 90 bis 95 Prozent nehmen Menschen Dioxin über die Nahrung auf. Und zwar hauptsächlich über tierische Produkte.
Untersuchungen entdeckten vor allem stark überhöhte Werte von Dioxin in Eiern, Schweine- und Rindfleisch. Auch Milchprodukte und Fisch sind häufig belastet. Bei pflanzlichen Lebensmitteln findet man Dioxine in Form von Bodenpartikeln dagegen kaum und praktisch nur auf der Oberfläche.
Alle Menschen haben etwas Dioxin im Körper; es wird nur langsam abgebaut. Es empfiehlt sich mageres Fleisch zu verzehren, da sich Dioxin vor allem im Fettgewebe absetzt.
Von grasenden Tieren wird bei Gräsern über den am Wurzelwerk anhaftenden Boden Dioxin aufgenommen. Von Schafen und Ziegen, die die Gräser sehr nah über dem Boden abfressen, kann zwischen 7% und 9 % Dioxin aufgenommen werden.
Tiere (Kaninchen, Wildschweine etc.) und im Boden scharrende Hunde nehmen über den Bodenpfad Dioxin auf. Fische nehmen über das Sediment Dioxin auf, wo sie nach Nahrung suchen.
Fische, Kaninchen und Wildschweine werden gegessen und sind damit relevant für den Gefährdungspfad Nahrungskette.
Bei der Festlegung der erforderlichen Maßnahmen, treten verschiedene rechtliche Problemkreise auf, die es zu lösen gilt. Bereits die Anwendung der richtigen gesetzgeberischen Grundlagen stellt die jeweils zuständigen Behörden bei der Auslegung der Gesetze sowie der Ermessensausübung vor Probleme. Rechtlich problematisch ist u.a. den Behörden und beauftragten Dritten bezüglich der Sachverhaltsfeststellung Betretungsrechte einzuräumen oder sie durchzusetzen.
Sanierung
Bei den Untersuchungen und der Sanierung sollte auch das Umfeld mit betrachtet werden – Kontaminationen haben die Eigenschaft sich nicht nur „ortsgebunden“ zu verhalten, sondern übergreifend zu wirken. Bei Dioxinaltlasten werden über die Wirkungspfade Wasser und Luft üblicherweise über Jahrzehnte Kontaminationen und Kontaminationsfahnen im Umfeld gebildet, die unbedingt untersucht und mit saniert werden müssen.
Sanierungstechnisch ist ein Bodenausbau und eine Sicherung bzw. eine Kombination aus Dekontamination und Sicherung geeignet.
Im Sanierungskonzept sind die möglichen Sanierungsvarianten auf die nachfolgenden Kriterien zu bewerten:
- technische Durchführbarkeit
- Wirksamkeit
- Betrachtung von Kombinationen
- Auswirkungen (Umwelt, Abfallmanagement, Bodenmanagement, Menschen, Folgenutzung)
- Qualität der sanierten Fläche
Für die Auswahl der geeignetsten Sanierungsvariante werden dem erzielbaren Nutzen die anfallenden Kosten gegenübergestellt.
Bei einer wirtschaftlichen Sanierung ist der kontaminierte Boden gezielt nach Kontaminationsklassen zu separieren und entsprechend zu entsorgen. Die POP-Verordnung (Persistent Organic Pollutants POP) regelt u.a. die Entsorgung von polychlorierten Dibenzodioxinen und -furane (Dioxine und Furane) sowie polychlorierte Biphenyle (PCB). Schadstoffkonzentrationen ≥ 15.000 ng ITE/kg müssen hiernach thermisch entsorgt werden.
Kommunikation
Es empfiehlt sich grundsätzlich eine offene Kommunikation mit den Beteiligten, der Politik und den Betroffenen. Vorteilhaft ist auch frühzeitig auf die jeweilige Zielgruppe zuzugehen und die Kommunikation aktiv zu übernehmen.
Es ist ein langer und beschwerlicher Weg bis falsche Informationen in der Presse wieder richtiggestellt sind und das Projekt positiv aufgenommen wird.
Kommunikation bedeutet Transparenz herzustellen, fachliche Inhalte verständlich und eindeutig zu vermitteln und den Dialog anzuregen.