Von 1995 in Marsberg bis zum Kieselrotexperten
Wir haben 1995 mit der größten Kieselrot Altlast in Marsberg begonnen. Ein neuer Schadstoff und eine neue Problematik für die Schutzgüter Wasser, Boden und Luft.
Luftbildaufnahme der ehemaligen Stadtberger Hütte
Sanierung in Marsberg
Die alte Luftbildaufnahme der ehemaligen Stadtberger Hütte aus dem Jahr 1953 zeigt die im Tagebau hell aufgeschüttete lange Miete von ca. 400.000 – 800.000t Kieselrot; die Menge schwankt in Abhängigkeit von der Quelle.
Tagebau in Marsberg 1995
Außer Kieselrot musste auch Flugstaub mit einer Dioxinbelastung von ca. 23.000.000 ng ITE/kg in extrem hohen Mengen untersucht und saniert werden.
Flugstaub Kammer
Ein Projekt das einen antreibt, herausfordert und nicht zur Ruhe kommen lässt. Mit Kreativität, Ausdauer und Fingerspitzengefühl haben wir das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Hochsauerlandkreis, der uns in allen Belangen intensiv unterstützt hat, erfolgreich zum Abschluss gebracht.
Heute wird das gesamte sanierte Gelände als Freizeitgelände genutzt.
Viele heute bekannten Standards und Arbeitsanleitungen zur Bearbeitung von Altlasten gab es damals noch nicht. Erst 1999 traten das BBodSchG und die BBodSchV in Kraft. Eine von uns im Jahr 2000 für das Land Nordrhein-Westfalen erstellte Arbeitshilfe basiert auf den Erfahrungen und Strategien, die wir im Projekt Marsberg entwickelt haben.
Reinigung von Kieselrot im Wasser
Auch das mit Dioxin belastete Sediment im Sickerwasser wurde über eine Wasserreinigungsanlage bis auf geringe Konzentrationen gereinigt, die in einem Stollen unter dem Tagebau gebaut worden ist.
Wasserreinigungsanlage für Kieselrot
In Marsberg wurden von uns während der Projektlaufzeit von 1996 – 2007 die gesamten Dioxin Untersuchungen, Planungen und Sanierungen in den Schadstoffzonen im Tagebau, Wohngebiet und in Obermarsberg durchgeführt.
Folgenutzung in Marsberg
Heute wird das sanierte Gelände vom Eresburger Bogenschützen e.V. für die Freizeitgestaltung genutzt. Der Bogenparcours liegt auf dem Gelände des ehemaligen Kupferbergwerks. Er umfasst eine Größe von 5,9 ha. Das Gelände ist zum Teil steil und steinig. Der Parcours stellt damit hohe Anforderungen an die Kondition der Bogenschützen.
Durchgeführte Kieselrotsanierungen
Bis heute untersuchen und sanieren wir mit Kieselrot kontaminierte Flächen. Mittlerweile haben wir ca. 90 Kieselrotprojekte in NRW, Rheinland Platz, Niedersachsen und Bremen durchgeführt. Hierzu zählen insbesondere Kieselrotsanierungen von
- Sportanlagen (Fußballplätze, Laufbahnen, Weitsprunganlagen etc.)
- Bolzplätzen
- Spielplätzen
- Grundstücken und Wegen
- angrenzenden Flächen bzw. Nebengrundstücken
- Bächen und Gerinnen in die Kieselrot ausgewaschen worden ist.
Bei diesen können auch Rasenflächen und Randbereiche mit Kieselrot kontaminiert sein, wenn sich früher darunter eine Kieselrotfläche befunden hat, oder es mit dem Regenwasser ausgeschwemmt wurde. Wir haben an den verschiedensten, dem Auftraggeber unbekannten und im Kataster nicht aufgeführten Stellen, bei den Untersuchungen Kieselrot gefunden. Kritisch sind auch Dioxinfahnen im Untergrund.
Probenahme
Eine präzise Ermittlung der Schadstoffverhältnisse bei der Standortuntersuchung, tragen dazu bei späteren Nachträgen bei der Sanierung zu vermeiden. Kontrolluntersuchungen während der Sanierung stellen sicher, dass eine Freimessung der sanierten Fläche gewährleistet ist.
Wir empfehlen, dass zusätzlich auch rechtliche Aspekte berücksichtigt werden. So können zum Beispiel bei der Festlegung der erforderlichen Maßnahmen, verschiedene rechtliche Problemkreise auftreten, die es zu lösen gilt. Bereits die Anwendung der richtigen gesetzgeberischen Grundlagen können die jeweils zuständigen Behörden bei der Auslegung der Gesetze sowie der Ermessensausübung vor Probleme stellen.
Durch eine offene Kommunikation über die gesamte Projektlaufzeit können Schwierigkeiten und Probleme aktiv geregelt werden. Es darf nicht zu einer
öffentlichen Thematisierung und der damit zu erwartender Verschärfung des Konfliktes kommen. Es ist wichtig sich die unterschiedlichen Sichtweisen der Beteiligten zu vergegenwärtigen, um die Handlungen der einzelnen Akteure zu verstehen. Nicht nur bei großen Dioxinsanierungen wie Marsberg und Borberger Niederungen werden die Projekte umfangreich in der Presse dargestellt.
Im Zeitalter des Internets wird schnell und „dauerhaft“ kommuniziert. In meinen Vorträgen stelle ich Pressemitteilungen vor, in denen Kieselrotsanierungen fehlerhaft publiziert werden bzw. falsche Planungen dargestellt werden.
Toxizität
Dioxine sind bereits in geringen Mengen hoch toxisch. Das Dioxin-Kongener 2,3,7,8-TCDD wird i.d.R. als krebserzeugend für den Menschen eingestuft. Der Kenntnisstand zur langfristigen Wirkung der Dioxine und dl-PCB auf den Menschen basiert vornehmlich auf Untersuchungen mit dem Dioxin-Kongener 2,3,7,8-TCDD.
Hinzu kommt, dass sich die genannten Stoffe im Körper verteilen und wegen ihrer hohen Lipophilie (Fettlöslichkeit) vorrangig im Fettgewebe einlagern. Die Stoffe sind enzymatisch nur schwer abbaubar, die biologische Halbwertszeit von 2,3,7,8-TCDD liegt im Mittel bei 6,5 Jahren für Männer und 9,6 Jahren für Frauen.
Spielende (Klein-)Kinder sind die sensibelste Gruppe und sind maßgeblich bei der Festlegung des Sanierungszielwertes.
Wirkungspfade
Für den Wirkungspfad Boden – Mensch werden in der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) im Anhang 2 Maßnahmenwerte für die direkte Aufnahme von Dioxinen auf Kinderspielflächen, in Wohngebieten, Park- und Freizeitanlagen sowie Industrie- und Gewerbegrundstücken angegeben.
Dioxin ist partikelgebunden und lagert sich grundsätzlich nur an feinen Bodenpartikeln an. Beim Wirkungspfad Boden – Wasser und Sediment – Wasser zählen hierzu z.B. feine Bodenpartikel, die über den Wasserpfad transportiert werden und sich in den Sedimenten des Wassers ablagern.
Für praktisch alle Nutztiere, die in freier Natur gehalten werden (extensiv gehaltene Rinder, Schafe, Hühner) und auch für Wild (z.B. Wildschwein, Rotwild, Fisch) stellt der Dioxingehalt im Boden und in Sedimenten den wichtigste Expositionspfad dar.
Neubebauung
Wenn bei einem Grundstück oder Brache der Verdacht auf eine Kieselrotkontamination bestehen, sollte bereits vor dem Kauf eine Standortuntersuchung durchgeführt werden. Auch sanierte Flächen sollten untersucht werden, da sich uns gezeigt hat, dass in der Vergangenheit nicht alle Kontaminationsherde ermittelt worden sind. Das Foto zeigt ein als saniert eingeschätztes Grundstück, mit den von uns bei Kontrolluntersuchungen ermittelten Kieselrotschichten.
Für die Baugenehmigung muss das Grundstück in Gegenwart der Unteren Bodenschutzbehörde freigemessen werden. Es empfiehlt sich, für das Grundstück ein gerichtsfestes Gutachten vorliegen zu können.
Für das Schutzgut Wohnnutzung ist in erster Linie die Betrachtung der direkten Aufnahmepfade durch Atmen, Verschlucken und Berühren sowie auch der Anbau von Nutzpflanzen (Hausgärten) zu betrachten. Ist beispielsweise eine Bebauung mit Eigenheimen geplant, sind spielende (Klein-)Kinder als sensibelste Gruppe maßgeblich bei der Festlegung des Sanierungszielwertes. Um eine uneingeschränkte Nutzung der Grundstücksfreiflächen entsprechend der Planungen gewährleisten zu können, sollten die Schadstoffgehalte der oberflächennahen Bodenschichten (bis mindestens 0,35 m Tiefe) eine multifunktionale Nutzung gewährleisten, so dass keine Gefahr für die betroffenen Schutzgüter (Leben und Gesundheit, Grundwasser) besteht.
Sportanlage auf einer sanierten Kieselrotfläche
Fazit
Der Erfolg einer Dioxinsanierung wird geprägt durch die Erfahrung des begleitenden Gutachters. Mit 25 Jahren Erfahrung ist Herr Dr. Dreschmannheute Kieselrot Experte.
Er beprobt die Fläche, erstellt das Sanierungskonzept, schreibt die Sanierung aus und überwacht die Sanierungsarbeiten. Er kommuniziert auch mit den Beteiligten und Betroffenen.
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